contact – icon 44px

veröffentlicht von Dany



M'HAMID

Marokko, Dezember 2022

"Die letzte Oase vor der Sahara"


Von Tinghir ging es für uns nun in Richtung Erfoud weiter …
Nach einer drei stündigen Fahrt, gefühlt wie sechs Stunden und mit einer Außentemperatur von 32 Grad, erreichten wir Erfoud. Erfoud ist eine kleine Wüstenstadt im Osten von Marokko, am Rand der Sahara und das Einzige, dass an der Stadt wirklich interessant ist, sind ihre archäologischen Fossilien.
Vor ungefähr 380 Millionen Jahren, während der Devon-Zeit, war die marokkanische Sahara-Wüste (in Erfoud) der Boden eines großen prähistorischen Ozeans. Aufgrund einer Reihe verschiedener Faktoren wurden Fische, Pflanzen und andere alte Meeresspezies versteinert, als das Meerwasser zurück ging.
Besonders Trilobiten, Orthozeren und Goniatiten sind heute dort zu finden und man kann sie, bei unzähligen kleinen Straßenhändlern käuflich erwerben.

Ansonsten haben wir Erfoud als unglaublich staubig, steinig, sandig, karg und heiß in Erinnerung.
Uns hielt hier wirklich nichts fest, also beschlossen wir, nach M'Hamid zu fahren was 60 km entfernt lag.

Auf dem Wege nach M'Hamid wurde es immer sandiger und die Sahara, mit ihren unzähligen Sanddünen die in rostbraunen, orangen und golden Farbtönen schimmerten, tauchte vor uns auf.
M'Hamid ist ein kleines Dorf in der Region Zagora in Marokko, 98 km nach Zagora, wo die Sahara beginnt. Es ist "das Ende der Straße" (der letzte Punkt der nationalen Route Nr. 9), danach kommt nur noch Sand, die Sahara , Hirten und Karawanenpfade.
Wir fuhren in die Stadt hinein und hätten links und rechts von der Straße, die Auswahl unzähliger Desert Camps gehabt. Alle waren umringt mit einer hohen Lehmmauer. Im Vergleich zu Erfoud, war es hier schöner und etwas belebter.

MHAMID

Die Stadt schien aus dem Sand zu wachsen. Alles hatte den gleichen rostbraun-orange-golden schimmernden Farbton und dazu der ewig azurblaue-türkisfarbene Himmel.
Dazwischen wuchsen aus dem Sand wunderschöne Palmen die aussahen, wie unzählige kleinen Oasen. Ringsum türmten sich Sanddünen auf, als wollten sie jeden Moment die Stadt verschlingen und alles zusammen ergab ein friedliches harmonisches Bild.
M’hamid dient als Ausgangspunkt für Fahrten in die größte Sandwüste Marokkos, den Erg Chegaga. Die Hauptattraktion sind natürlich die Dünen von Erg Chigaga .
Es erwarten einen 40 km goldener Sand mit einer Höhe von bis zu 300 Metern. Wer einen Sonnenuntergang auf diesen Dünen erleben möchte, wird nicht enttäuscht.
Deshalb gibt es hier auch unzählige Tourenanbieter, bei denen man Touren durch die Sahara buchen kann, wie z.B. auf dem Rücken eines Dromedars oder mit dem Quad. Es gibt sogar Touren, die über mehrere Tage gehen. Übernachten kann man dann irgendwo mitten in der Sahara in einem typischen Zelt Camp der Nomaden und das muss wirklich unvergesslich sein.

Plötzlich hörten wir: „In 100 m links abbiegen“…
Unser Navi holte uns zurück in die Gegenwart. Wir waren auf dem Weg zu unserem Camp mit dem wundervoll klingenden Namen „Esprit Desert“.

Wir bogen von der Hauptstraße N9 links ab und fuhren in eine kleine schmale Straße hinein. Nach ein paar Metern sahen wir auf der linken Seite ein großes Tor, welches geschlossen war.
Über die hohe Lehmmauer ragte ein Haus mit einer Dachterrasse heraus und auf der Dachterrasse befand sich ein Mann, der uns zu beobachten schien. Er lächelte uns freundlich an und fragte, ob er uns helfen könne.
„Ja gern“, erwiderten wir. Ist hier das das Esprit Desert Camp? Er grinste und rief uns zu: „That´s here“, drehte sich um und war nicht mehr zu sehen.

Zwei Minuten lang passierte nichts. Für uns fühlte es sich an wie 10 Minuten. Was machen wir jetzt? Ich fing an im Internet nach der Website zu suchen, damit wir eventuell eine Telefonnummer finden konnten.

Jaja, und da war sie wieder, unsere typische, von Kindheit antrainierte Ungeduld.
Alles muss immer sofort passieren. Keine zwei Minuten, können wir mal warten.
Eine Szene von Zuhause schoss mir plötzlich durch den Kopf: „Können Sie eine zweite Kasse aufmachen“ und dabei stehen nur drei Person an der Kasse. Es ist so typisch und ich schüttelte meinen Kopf.

Dann ging das große Tor auf und Phil der Besitzer winkte uns freundlich rein, „Welcome, welcome“.

Wir fuhren auf das Gelände und fanden ein wunderschön, angelegtes " Camp " vor. Phil bat uns, einen Platz der uns gefiel auszusuchen, danach würde er uns alles zeigen und erklären. Wow, was für ein toller Empfang.

Nachdem wir geparkt hatten, kam Phil schon mit Whiskey de Maroc angelaufen. Nein, es war kein wirklicher Whiskey. Whiskey de Maroc ist das Nationalgetränk der Marokkaner. Es wird hergestellt aus grünem Tee viel, also wirklich viel Zucker und einem Zweig frischer Pfefferminze. Es ist unglaublich lecker...
Nachdem wir einen Schluck von der Köstlichkeit getrunken hatten, führte Phil uns über seinen Campingplatz, zeigte und erklärte uns alles.

Phil ist ein waschechter Franzose und hat sich, hier in der Sahara, seinen Lebenstraum erfüllt. Man sieht an jeder Ecke, dass Phil sein ganzes Herzblut in dieses Camp gesteckt hat. Alles ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail erbaut und eingerichtet. Wir fühlten uns auf Anhieb wohl.

Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Wir saßen viel mit Phil, seinen Bekannten, seinem Koch und anderen Touristen zusammen. Bei traditionellem Essen, unterhielten wir uns und konnten einiges von Phil über die Sahara erfahren. Es war unglaublich schön.

Am nächsten Tag wollten wir von Phil wissen, wo wir Fleisch einkaufen können.
Momentan sei es sehr schwer und sehr schlecht in M'hamid gutes Fleisch zu bekommen, meinte Phil. Sein Koch würde aber gleich ins 20 km entfernte Nachbardorf fahren und dort gutes Fleisch organisieren, für das Abendessen. Wir sollten ihm sagen was wir gern hätten und er würde es mitbringen.
Ein paar Stunden später brachte uns der Koch unser Fleisch und wir können nur sagen, „Wow, was für ein Service.

Am Abend gab es für uns zum ersten Mal frisches Dromedar Fleisch, welches der Koch noch am Mittag organisiert hatte. Es war sehr lecker und wieder ein toller Abend mit Phil und den Gästen.


CLOSED BORDER!
Bevor wir den Abend beendeten, es war mittlerweile schon spät geworden, goss Phil sich einen Schluck Wein ein und erzählte uns eine Story, die zwei Wochen zurück lag.
Er hatte im Laufe unseres gemeinsamen Abends erfahren, dass wir alle nach Mauretanien und dann durch den Senegal, weiter Richtung Südafrika wollten.

Phil wurde sehr ruhig und fing an zu erzählen.
Wir erfuhren, dass sich vor zwei Wochen ein deutscher Tourist auf den Weg in Richtung Südafrika gemacht hatte. Da die Grenze zu Senegal für Touristen geschlossen war und derzeit noch geschlossen ist, wählte er den Weg durch Mali.
Die Grenze in Senegal wird immer wieder von Zeit zu Zeit geschlossen, sobald es für Touristen zu gefährlich wird und keiner weiß für wie lange.
Diese Nachricht war ein herber Schlag für unseren weiteren Reiseverlauf und für uns und auch für die beiden Franzosen in unserer Runde war klar, dass es kein Weiterkommen mehr gab.
Nur Mauretanien blieb übrig.

Phil erzählte weiter.
Der deutsche Tourist wurde bei seiner Durchfahrt durch Mali überfallen, weil man ihm sein Wohnmobil entwenden wollte. Dieser hatte natürlich mit Recht versucht, sein Besitz zu verteidigen und wurde dabei erschossen. Uns und den Gästen war klar, dass wir hier nicht mehr in Europa sind und das hier andere Regeln herrschten.
Ebenfalls erklärte uns Phil, dass man in Mali als Weißer nichts Wert ist und man würde die umgekehrte Seite von Rassenfeindlichkeit erfahren.
Warum die Malis auf Weiße schlecht zu sprechen sind, liegt an der politischen Situation. Wir sind im Falle eines Zusammtreffens der böse Weiße, der an allem Schuld ist. Die Wut über die Armut im Land, verursacht durch die Politik, würden wir in diesem Falle als erstes zu spüren bekommen, denn wir sind greifbar. Irgendwie verständlich, aber die Sicherheit geht vor. Die Franzosen und wir sind ein wenig geschockt über die Neuigkeiten und kommen ins Gespräch.

REIFEN KAPUTT!
Martin und sein Reisegefährte sind mit ihren Geländewagen in Frankreich gestartet und waren dabei, eine große Tour bis Gambia zu machen und danach wieder zurück. Tolles Duo und eine tolle Geschichte. Der jüngere Franzose Martin interessierte sich für unser Wohnmobil. Das war auch kein Wunder, denn er arbeite in Frankreich beim TÜV.
Er wollte gern am nächsten Tag sich mal unseren Snorre anschauen. Kein Thema meinten wir, gern und verabschiedeten uns.
Am nächsten Tag, es war schon später Nachmittag, kam Martin ganz aufgeregt herüber geeilt und bat uns, einmal unter den LKW krabbeln zu dürfen, was er natürlich durfte.
Und Kaum war er unter unserem Snorre verschwunden, hörten wir nur noch ohh la la, tres sympa, wow und so weiter…Martin war hin und weg.

10 Minuten vergingen und ein völlig begeisterter Martin brachte nur noch ein kurzes, besorgtes oh oh heraus.
Er hatte schlechte Nachrichten für uns. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag, zusammen mit unseren Fahrzeugen, in die Sahara und gemeinsam durch die Dünen fahren, doch daraus sollte nichts werden.
Dennis und ich, krabbelten ebenfalls unter Snorre zu Martin und er zeigte auf unseren hinteren Reifen auf der Fahrerseite.

Gott sei Dank war Martin so neugierig und hat den Schaden entdeckt. Das war eine glückliche Fügung.

Unser hinterer Reifen hatte über den halben Reifen entlang, innenliegend einen Riss. So konnten wir nicht in die Dünen, geschweige denn weiterfahren. Also hieß es für den nächsten Tag Reifen wechseln.

Und am frühen Abend kam schon die nächste schlechte Nachricht. Es wollte einfach nicht enden...

Ein Pärchen, ebenfalls Gäste, war vor zwei Tagen von einer drei tägigen Dünentour zurück gekommen. Bei der Tour handelte es sich um eine geführte Dünentour mit dem Dromedar. Die Frau genoss die Tour auf dem Dromedar, aber ihr Mann wollte unbedingt alles zu Fuß gehen.
Und nun zwei Tage später wurde die Lage für den Ehemann sehr ernst. Er war mittlerweile völlig dehydriert und hatte einen Sonnenstich.
Wir als Europäer sind die Hitze und das Klima nicht gewohnt und das kann sehr schnell für uns gefährlich werden. Es war nicht ganz nachvollziehbar, warum der Mann unbedingt zu Fuß durch die Sahara gehen wollte. Später sollten wir dann erfahren, dass offensichtlich sportlicher Ehrgeiz dazu führte. Gott sei Dank hatte diese Geschichte ein gutes Ende genommen und dem Mann ging es schnell wieder besser.

Naja und wo wir schon bei schlechten Nachrichten waren:
Was zu allem hinzu kam war mein gesundheitlicher Zustand, welcher mir seit ein paar Tagen Probleme bereitete. Über Nacht verschlechterte sich mein Zustand akut. Es ist wie es ist! Krankheit kommt immer völlig unerwartet und wirft alle PLANUNGEN über den Haufen.
Am nächsten Tag stand nun trotzdem für uns zum ersten Mal ein Reifenwechsel auf dem Plan. Wir haben Sprengringfelgen und in der Theorie einen Reifenwechsel oft geübt.
Aus dem, WIR wechseln einen Reifen, wurde aber ein nur Dennis wechselt allein den Reifen, weil ich dazu nicht mehr in der Lage war. Dennis wechselte tapfer den Reifen, mit nur kleinen Hilfestellungen von mir und war den halben Tag damit beschäftigt.


ENDE UNSERER REISE IN DER SAHARA?!
Und dann musste da noch eine Entscheidung her…
Nach dem Reifenwechsel beratschlagten wir uns, wie es mit unserer Reise weiter gehen sollte. Es war eine verdammt harte, schwere und doch einfache Entscheidung zugleich. Aber am Schluss stand für uns nur eine Option zur Auswahl.

UNSERE REISE ENDET HIER...
und wir fahren zurück nach Europa. Alles andere wäre dumm und unüberlegt gewesen, nur um weiter zu kommen.

Am nächsten Tag starteten wir sehr früh, um auf dem schnellsten Wege zurück nach Europa zu kommen. Wir verabschiedeten uns von Phil und den Franzosen und fuhren los. Nach ca. zwei Stunden Fahrt verschlechterte sich Dennis Zustand rapide. Er hatte mit heftiger Übelkeit und Kopfschmerzen zu kämpfen. Wir kamen immer nur im zwanzig Minutentakt vorwärts, denn in diesem Rhythmus meldete sich seine Übelkeit.

Beide gesundheitlich angeschlagen und nicht mehr in der Lage weiter zu fahren, steuerten wir den nächsten Campingplatz an. Kaum hatten wir geparkt, fiel Dennis nur noch ins Bett und schlief 18 Stunden am Stück. Er hatte nicht einmal mehr mitbekommen, dass ich den Check-In noch gemacht hatte.

Sein Zustand machte mir zu diesem Zeitpunkt wirklich Sorgen, denn Dennis hatte einen heftigen Sonnenstich mit Erbrechen und Fieber.
Nun hat es Ihn erwischt und er war keine 3 Tage zu Fuß in der Sahara unterwegs, sondern nur einen halben Tag in der Sonne. Ich informierte den Platzbesitzer und dieser bot uns an, im Notfall die Rettung zu rufen oder Dennis ins Krankenhaus zu bringen.

Ich weckte Dennis alle zwei Stunden, damit er ein wenig Flüssigkeit über ein nasses Tuch zu sich nahm, ohne andauernd erbrechen zu müssen. Und gleichzeitig versuchte ich mit kalten Wadenwickeln seine Temperatur zu senken. Daran konnte er sich später nicht einmal erinnern.

Nachdem 18 Stunden vergangen waren, war Dennis Zustand etwas besser. Das Fieber war gesunken und er war in der Lage eine Suppe zu essen.
Der Campingplatzbesitzer hatte extra für Dennis eine Suppe gekocht, damit er schnell wieder zu Kräften kommt. Einfach unglaublich, wie hilfsbereit uns völlig fremde Menschen, sein können. Das war eine wirklich tolle Erfahrung und ich fühlte mich gar nicht mehr so hilflos und allein.

Dennis schlief noch einmal ganze 8 Stunden durch und hatte den Sonnenstich offensichtlich überstanden. Im ging es dann stündlich besser und am nächsten Abend konnte er wieder richtig essen und trinken.

Am nächsten Tag ging es für uns dann auch schon wieder weiter, auf dem direkten Wege zurück nach Österreich. In Österreich angekommen, hatte ich nun die nächsten 3 Monate Zeit mich auszukurieren und wieder völlig fit zu werden.
Hier bestätigt sich wieder, dass man auf Reisen immer mit eventuellen gesundheitlichen Problemen die eintreten könnten, rechnen muss.
Und so endete unser zweiter Plan, Plan B. Zusammengefasst entstand bei uns langsam der Eindruck, es sollte offensichtlich nicht sein, dass wir eine Weltreise machen…


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

»» select language »»